Administrative Ungleichheit bei der Einbürgerungspraxis: Expert:inneninterviews jetzt verfügbar

Die Kooperation zwischen Qualiservice und dem Fachinformationsdienst Politikwissenschaft (Pollux) ermöglichte die Aufbereitung des nun publizierten Interviewdatensatzes als sogenannte „Use Study“:

Mende, Lisa; Zuber, Christina (2025): Administrative Ungleichheit bei der Bearbeitung von Anträgen auf deutsche Staatsbürgerschaft: Qualitativer Teil (AdmInCit-qual). Transkripte der Expert:inneninterviews [dataset]. Qualiservice, PANGAEA, https://doi.org/10.1594/PANGAEA.983192

Im Rahmen des vom BMBF geförderten Projekts „Administrative Ungleichheit bei der Bearbeitung von Anträgen auf deutsche Staatsbürgerschaft (AdmInCit)” wurden von Lisa Mende und Christina Zuber (Universität Konstanz) zwischen Mai 2023 und Juni 2024 64 leitfadengestützte Expert:inneninterviews mit Personen aus und um die kommunale Einbürgerungsverwaltung in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein erhoben. Die anonymisierten Transkripte stehen ab sofort als Scientific Use File für die wissenschaftliche Sekundärnutzung und ausschnittsweise für die akademische Lehre über Qualiservice zur Verfügung. Zusätzlich wurden umfangreiche Kontextmaterialien für die Nachnutzung archiviert, darunter Interviewleitfäden, Einverständniserklärungen, ein Anonymisierungskonzept, ein Kodiermanual sowie Fallbeschreibungen.

Ziel der qualitativen Untersuchung war es, die dezentrale Umsetzung des deutschen Staatsangehörigkeitsrechts vergleichend zu analysieren. Die Interviews wurden in 16 Landkreisen und kreisfreien Städten durchgeführt und umfassen sowohl Perspektiven von Sachbearbeitenden als auch von Personen mit Führungsverantwortung innerhalb der Behörden. Während erstere detaillierte Einblicke in die alltägliche Entscheidungspraxis der Einbürgerung liefern, thematisieren letztere stärker die institutionellen, politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Zur methodischen Triangulation wurden darüber hinaus Interviews mit Personen aus angrenzenden Praxisfeldern geführt – darunter Migrationsanwält:innen, zivilgesellschaftliche Akteur:innen, politische Vertreter:innen sowie (ehemalige) Antragstellende selbst. Diese ergänzen die institutionelle Perspektive um zivilgesellschaftliche, politische und persönliche Sichtweisen auf die Einbürgerungspraxis in Deutschland.

Der Datensatz bietet ein hohes Potenzial für die Forschung zu Verwaltungspraktiken, (Un-)Gleichbehandlung im Behördenhandeln, lokalen Spielräumen in der Umsetzung von Bundesrecht sowie zur Rolle individueller und institutioneller Handlungsspielräume in Migrationsprozessen. Auch für vergleichende Studien im Bereich der Verwaltungssoziologie, der politischen Soziologie sowie der Rechts- und Policyforschung ist eine Nutzung des Materials denkbar.

Die zugehörigen quantitativen Daten dieser Mixed-Methods-Studie sind bei GESIS archiviert. Weitere Informationen zur Verfügbarkeit des Materials sind im Qualiservice-Katalog einsehbar.

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